Jan Miel, zugeschrieben Anonym (niederländisch?, 17. Jh.?)
Lesender Mönch, sitzend, schräg nach rechts gewandt, um 1656/58
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Jan Miel, zugeschrieben Anonym (niederländisch?, 17. Jh.?)

Lesender Mönch, sitzend, schräg nach rechts gewandt, um 1656/58

Jan Miel, zugeschrieben Anonym (niederländisch?, 17. Jh.?)

Lesender Mönch, sitzend, schräg nach rechts gewandt, um 1656/58

Die Ausführung in fließenden Konturlinien und kräftiger, die Licht- und Schattengegensätze betonender Schraffur stützt grundsätzlich die bisherige Zuordnung dieser Zeichnung zur Niederländischen Schule.
Ungewöhnlich ist allerdings das Motiv eines lesenden Mönches, das Holm Bevers an Werke Francisco de Zurbaráns (1598–1664) erinnerte. Doch der Spanier ist als Autor mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen.(Anm.1) Vielleicht sollte eher an einen Künstler aus dem Kreis der niederländischen Romfahrer gedacht werden. Ähnliche Figuren begegnen beispielsweise im späten römischen Œuvre des Jan Miel, so z. B. in den Wandfresken der römischen Kirche San Lorenzo in Lucina.(Anm.2) Bei näherer Betrachtung finden sich auch Verwandtschaften in Physiognomie und Anatomie, etwa in den schmalen Augen, den ebenmäßig gebogenen Brauen und den langgliedrigen gespreizten Fingern.
Jan Miel können nur sehr wenige Zeichnungen zugeschrieben werden, doch findet sich beispielsweise auf den Hamburger Inv.-Nr. 22163 und 22164 ein ähnliches Gespür für das wechselvolle Spiel zwischen Licht und Schatten. Noch näher steht unserem Blatt die Studie eines sitzenden Landsknechts in Weimar.(anm.3)


1 Holm Bevers, mündlich, 29. 11. 2004, auf Grundlage einer Schwarzweiß-Photograpie. Verglichen mit stilistisch und teilweise auch thematisch verwandten Zeichnungen Zurbaráns in der Hamburger Kunsthalle (Inv.-Nr. 38500, Inv.-Nr. 38645, Inv.-Nr. 38638, Diego Angulo, Alfonso E. Pérez Sánchez: Spanish Drawings 1400-1600. A corpus of Spanish Drawings., Bd. 1, London 1975, Nr. 232, 235, 237) wirkt unser Blatt beweglicher in Schraffur und Konturenführung. Vgl. auch die „Studie eines Karthäusermönches“ von Vicente Carducho, Madrid, Casa de la Moneda, o. Inv.-Nr., Diego Angulo, Alfonso E. Pérez Sánchez: Madrid 1600-1650, A Corpus of Spanish Drawings, London 1977, Nr. 163.
2 „Die Wunder des Hl. Anthonius“, 1656/57, vgl. Ilaria Toesca: Jan Miel's Paintings for San Lorenzo in Lucina, Rome, in: Oud Holland 77, 1962, S. 135-136, S. 136 mit Abb.
3 Klassik Stiftung Weimar, Goethe-Nationalmuseum, Inv.-Nr. 862 (schwarze Kreide, weiß gehöht auf graubraunem Papier, 180 x 140 mm), Gerhard Schuster: Der Sammler und die Seinigen. Handzeichnungen aus Goethes Besitz, München, Wien 1999, Nr. 35, vergleichbar die teils fein gedoppelten, teils kräftig akzentuierten Umrisslinien, die dichte Parallelschraffur und die teils flächig eingesetzte, teils einzelne Faltengrate schmal hervorhebende Weißhöhung.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

verso unten links bezeichnet: "7.2 / 11.5" (Bleistift, 19. Jh.); unterhalb davon: "A v Dyck" (schwarze Kreide); daneben L. 1328; unten rechts auf aufgeklebtem Papier: "br 194, h 96" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 22-25 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 17 als "Anton van Dyck": "Ein Capuziner sitzend, in einem Buche lesend. Kreide auf grau Papier gehöht 7.2/11.4"; NH Ad: 02: 01, S. 249); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.374-375, Nr.650